Eysenck
So, jetzt habe ich so viel über ihn geschrieben... überall hat er sich Anleihen geholt, alles mögliche hat er in seiner Theorie wieder aufgegriffen. Wie sieht also die Theorie von Eysenck aus?
Was an seiner Theorie besonders ist, sind vor allem die Methoden. Er ging formal deduktivistisch an die Sache ran, und stellte Theorien auf, die so präzise waren, dass sie in Experimenten etc. gut geprüft werden können.
Neben Fragebögen mit Selbst und Fremdeinschätzungsdaten nutzte er auch Verhaltensbeobachtungen, Interviews, Experimente und vieles Mehr, um Daten zu gewinnen, die seine Theorie untermauern.
Auch Eysenck griff auf die Faktorenanalyse zurück.
Eysenck definiert Persönlichkeit als zeitlich Stabile Organisation von Verhalten, Physis, Intellekt und Temperament einer Person. Sie lässt sich laut seiner Theorie durch drei Superfaktoren beschreiben, nämlich Extraversion vs Introversion, Neurotizismus vs Emotionale Stabilität und Psychotizismus vs. Realismus.
Da Eysencks Theorie ziemlich umfangreich ist, wird sie diesen gesamte Post für sich beanspruchen. Und weil ich das Ganze ein Bisschen strukturieren will, damit ich nicht den Fade verliere, gibt es eine Gliederung:
1. Informationen und Forschungsergebnisse zu den einzelnen Superfaktoren
1.1 Extraversion
Dimensionen der Extraversion: Impulsivität, Aktivität, Aufgeregtheit
Biologische Grundlagen: Soll mit geringem Kortikalem Arousal zusammenhängen (vermittelt durch das Aufsteigende Aktivierende Retikuläre System)
Deshalb haben Extravertierte das bedürfnis nach mehr sensorischer Stimulation.
Drogenpostulat: Laut Eysenck erhöhen Stimulantien das Arousal, Sedative regulieren es runter. Da Extravertierte schon geringes Arousal haben, haben sie eine höhere Schwelle für Stimulantien, Introvertierte umgekehrt haben eine höhere Schwelle für Sedativa.
Extraversion und Lernleistung: Laut Pawlows Theorie der Erregung und Hemmung braucht man fürs Lernen und für Konditionierungsprozesse exzitatorische Potentiale, fürs Vergessen und für löschungsprozesse inhibitorische Potentiale.
Laut Eysenck sollen Extravertierte stärkere Inhibitorische und schwache exzitatorische Potentiale haben, bei Introvertierten soll es genau umgekehrt sein.
Nun ist es so, dass für den Konsolidierungsprozess (also die Ausbildung einer Gedächtnisspur beim Lernen) die aktuelle Wiedergabe der zu lernenden Informationen gehemmt wird, und zwar umgekehrt proportional zur stärke des Konsolidierungsprozesses. Da dieser bei Extravertierten weniger stark ist, haben sie also bei direkter Wiedergabe bessere Leistungen, bei längeren Behaltensaufgaben aber schlechtere Leistungen als Introvertierte.
Untersuchungen zur Arousal Theorie: EEG Untersuchungen lieferten nur heterogene Ergibnisse, Untersuchungen motorischer Leistungen zeigten, dass Extravertierte, möglicherweise wegen ihrer starken inhibitorischen Potentiale bei monotonen motorischen Aufgaben zu unfreiwilligen Pausen neigen. Die Reaktionen der Peripherie (gemessen an der Hautleitfähigkeit) auf Stimulantien und Sedativa bestätigten die Annahmen des Drogenpostulats.
Transmarginale Hemmung: Konzept, das voraussagt, dass ab einer Bestimmten stärke sensorischer Stimulation, eine Hemmung einsetzt. Die Grenze liegt bei Extravertierten höher als bei introvertierten.
1.2. Neurotizismus:
Dimensionen des Neurotizismus: Ängstlichkeit, Schüchternheit, Depressivität etc.
Biologische Grundlagen: Eysenck nahm eine niedrigere Erregungsschwelle des für die Emotionsverarbeitung wirchtigen limbischen Systems an. Allerdings konnten dafür keine empirischen Belege gefunden werden.
Leistung bei schweren vs leichten Aufgaben: Stabile gleichgute Leistungen bei schweren und leichten Aufgaben, Leute mit Neurotizismuswert haben schlechtere Leistungen bei den schweren Aufgaben. Eysenck zog zur Erklärung das Yerkes-Dodson-Law heran. Es besagt, dass es eine umgekehrt U-Förmige Beziehung zwischen Drive-Level und Leistung gibt, dabei sind schwere Aufgaben mit weniger hohem Drive Level (Stabilität) leichter zu lösen.
Test für Neurotizismus: Der Body-Sway-Test: Hier werden Personen auf eine sich langsam nach hinten neigende Platte gestellt. Personen mit höherem Neurotizismus Wert lehnen sich früher dagegen (weil sie früher Angst davor haben/glauben zu fallen).
1.3.Psychotozismus
Ist eine Dimension, die Eysenck erst später hinzugenommen hat.
Dimensionen des Psychotizismus: Unsozial, unpersönlich, kreativ, hartnäckig, kalt, aggressiv
Menschen mit hohem Psychotizismus Wert finde sich vor allem unter Kreativen, Künstlern, aber auch unter Straffälligen Menschen.
Biologische Grundlagen: Es gibt anscheinend eine Verbindung zwischen Psychotizismus und dem y - Chromosom, da Männer höhere P-Werte haben, und vor allem xyy-Menschen in der Regel sehr hohe P-Werte haben.
Eysencks Persönlichketstheorie ist für mich eine der besten, weil sie recht leicht nachvollziehbar ist. Zwar schienen sich nicht alle von ihm postulierten biologischen Grundlagen zu beweisen, aber vielleicht haben seine Superfaktoren ja andere biologische Grundlagen, die es noch heruaszufinden gilt.
Sonntag, 8. Februar 2009
Persönlichkeitstheorien VIII
Eingestellt von Me um 17:17
Labels: Differentielle Psychologie
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